Buchrezension: Der Preis der Treue | Diane Brasseur

Freitag, 17. April 2015

Beim Durchlesen dieses Buches ist mir der Song von Lana del Rey durch den Kopf gegangen. "Will you still love me when I'm no longer young and beautiful?"

Handlung


 
Seit einem Jahr lebt ein vierundfünfzigjähriger verheirateter Pariser Geschäftsmann im emotionalen Ausnahmezustand: Er hat sich in die deutlich jüngere Alix verliebt. Was mit spielerischer Leichtigkeit begann wiederentdeckte flirrende Erotik, der Reiz des Doppellebens, der Flirt mit einem Neubeginn , wird mit der Zeit zu einer wachsenden Belastung. Sein Dilemma: Er ist nicht nur verrückt nach Alix, mit der er sich endlich wieder rundum lebendig fühlt, er liebt auch seine Frau. Eines Morgens zieht er sich in sein Arbeitszimmer zurück, in der festen Absicht, endlich eine Entscheidung zu treffen.

 

Was ich dazu sage...


Ich habe mir Mühe gegeben, die ganze Geschichte neutral anzugehen. Bereits aus der Leseprobe habe ich gesehen, dass es in diesem Buch um den älteren Protagonisten geht, der eine Affäre mit einer wesentlich jüngeren Frau hat. Der Klapptext verspricht dem Leser eine verzwickte Situation, in der der Protagonist sich zwischen seinem bisherigen Leben, seiner Frau und seiner Familie und seiner Affäre entscheiden muss.


Also habe ich mir das Buch in die Hand genommen (vor zwei Stunden) und habe es in einem Satz fertig gelesen - und war enttäuscht. Der einzige Charakter, der in diesem Buch einen Namen bekommen hat, ist Alix. Alix ist die Affäre des Protagonisten und scheinbar jung und wunderschön. Mit ihr ist alles so unbeschwert und er kann frei sein. 

Und doch fühlt er sich schuldig gegenüber seiner Familie. Zumindest würde man dies erwarten. Doch meistens macht er sich nur Gedanken darüber, wie schnell er wieder bei Alix sein kann und was Alix traurig oder glücklich macht. Über seine Frau, oder was er ihr damit vielleicht antut, denkt der Protagonist nur selten nach. Daher waren die Schuldgefühle für mich eher eine Art Schauspiel.

Im letzten Drittel erwähnt er dann doch noch, welche Gefühle er für seine Frau hat und das er ja eigentlich glücklich ist. Und trotzdem möchte er seine Geliebte nicht aufgeben. Scheinbar sind die einzigen Gefühle, die in dieser Geschichte zählen, die von Alix. 
T
eilweise stellt er sich sogar vor, wie seine Frau reagieren würde, wenn sie erfahren würde, dass er eine Affäre hat. 




Zitat S. 80
Sie bekommt Angst vor mir, Angst, dass ich sie verlasse. Unsere Tochter ist schon gross und ich verdiene gut. Meine Frau möchte sich nicht scheiden lassen, sie ist zwar gern allein, aber alleine leben möchte sie nicht.
Dort im Bett, unfähig, wieder aufzustehen, findet sie sich abstossend. Sie wünscht sich, dass ich sie tröste und in den Arm nehme.
 
Dieser Abschnitt hat mich richtig schockiert. Der Protagonist stellt sich die Reaktion seiner Frau vor, als sie sich der Affäre ihres Mannes bewusst wird. Sie findet sich abstossend und möchte trotzdem, das er sie in den Arm nimmt. Aber dem Protagonisten ist scheinbar wichtiger, ob Alix traurig ist, weil er sie nicht rechtzeitig zurückgerufen hat.

Ich habe mich also die ganze Zeit darauf vorbereitet, das der Protagonist bald seine Entscheidung trifft und alles hat darauf gedeutet, dass er sich für seine Affäre entscheiden wird. Und doch hat er es nach fast einem Jahr Affäre nicht geschafft, eine Lösung zu finden. Die Autorin Diane Brasseur lässt den Leser im Dunkeln und das langersehnte Finale bleibt aus. 

Der Protagonist wirkte anfänglich sympatisch und menschlich, später nur noch geblendet von seiner Lust und extrem egoistisch. 


Fazit

Vielleicht habe ich mich hier an ein Buch gewagt, welches bei mir von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Ich schätze loyale Menschen und stehe der Untreue grundsätzlich skeptisch gegenüber. Und doch habe ich versucht, neutral durch die Geschichte zu gehen und mich immer wieder ermahnt, nicht wütend zu werden.

Das Buch ist unterhaltsam, regt sicherlich zum Nachdenken an. Und wem es nichts ausmacht, kein klärendes Ende zu erhalten, kann das Buch gut lesen. 

Meine Leseempfehlung erhält es jedoch nicht. Daher nur zwei von fünf Sterne.
 

Vita

 
 
Diane Brasseur, 1980 geboren, ist in Straßburg aufgewachsen und hat einen Teil ihrer Schulzeit in Großbritannien verbracht. Nach ihrem Filmstudium in Paris begann sie, als Script Supervisor zu arbeiten, unter anderem für bekannte Regisseure wie Albert Dupontel und Olivier Marchal. Diane Brasseur lebt in Paris.

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